Chinas Immobilienblase • Die globale Zeitbombe?

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China ist die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und zählt dazu die meisten Einwohner.

In den letzten Jahrzehnten wurde das Reich der Mitte zum Schauplatz eines wirtschaftlichen Wachstums, welches in diesem Ausmaß und dieser Geschwindigkeit einmalig in der Menschheitsgeschichte ist.

Der Wohlstand nahm jedes Jahr zu, die Wirtschaft wuchs und wuchs. Mit den Schlagzeilen der Krise rund um den Evergrande-Schuldenberg werden aber langsam andere Töne laut.

EXKURS:

Evergrande ist der größte chinesische Bauträger. Momentan arbeitet das Unternehmen an rund 800 Projekten gleichzeitig. Jüngst wurden Berichte öffentlich, die die fatale finanzielle Lage der Firma offenlegten.
Evergrande hat knapp ⅓ Billion Schulden und wohl keine Möglichkeit, sie abzubezahlen. Ein Kollaps des Konzerns würde weitreichende Folgen haben.

Fast schon hämisch prophezeit der Westen den kommenden Untergang der Supermacht.

Doch reicht denn eine einzige kollabierende Firma schon aus, um China ins Wanken zu bringen? Oder zeigt die Fassade nur Risse, weil das Schloss auf Sand gebaut wurde?

Warum sind Immobilien in China so teuer?

© pexels.com – 683419

Immobilien werden in China an erster Stelle als spekulativer Vermögenswert angesehen und erst dann als Wohnraum. Es ist eine sichere Anlage: Dass der Preis des Quadratmeters steigen wird, ist beinahe schon Gesetz. Aus diesem Grund kaufen Chinesen auch überteuerte Wohnungen. Schließlich können sie diese in einem Jahr noch teurer verkaufen. Ein Teufelskreis.

Mit einer Wirtschaft, die sich alle acht Jahre verdoppelt, ist der Immobilienmarkt eine Wette, die sich bis jetzt immer ausgezahlt hat.
Die Qualität der Bausubstanz leidet darunter, doch für Investoren spielt das keine Rolle.

Keine Alternative

Dazu kommt, dass Immobilien als Kapitalanlage in China beinahe konkurrenzlos sind.

Chinesische Firmen (sprich Aktien) sind im Vergleich zum allgemeinen Wachstum der chinesischen Wirtschaft keine besonders guten Anlagen und Gesetze hindern eventuelle Vorhaben, Geld im Ausland anzulegen.
Was bleibt einem da noch übrig? Genau, Immobilien

Soziale Gründe

Der soziale Druck, eine Immobilie zu besitzen, treibt die Preise ebenfalls in die Höhe. Da gilt das klassische Angebot-und-Nachfrage-Prinzip: Wenn alle etwas wollen und dieses etwas begrenzt ist, wuchert der Preis.

Vor dem Hintergrund der chinesischen Ein-Kind-Politik entwickelte sich in China ein großes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern; es gibt nicht genügend Frauen für all die Männer. Die Männer Chinas sehen sich jetzt vor dem Problem, ohne eine Wohnung als Eigentum – ein wichtiges Statussymbol – kaum eine Frau finden zu können.

Und da das Einschiffen im Ehehafen und das Gründen einer Familie weiterhin einer der wichtigsten Punkte der Lebensplanung vieler ist, kann es sich der Immobilienmarkt leisten, astronomische Preise zu verlangen.

Das Hukou-System – Fremde nicht willkommen

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Das Hukou-System teilt den Menschen in China je nach ihrem Wohnort staatliche Leistungen zu. Dazu zählen das Gesundheitssystem oder auch die Ausbildung der Kinder.

Viele Menschen aus ländlichen Gegenden verlassen ihre Heimat, um in die Städte zu ziehen, wo die Löhne weitaus höher ausfallen. Doch wegen des Hukou-Systems leben sie, technisch gesehen, immer noch in ihrer Herkunftsregion und sind deshalb nicht berechtigt, ihre Kinder in der Stadt auf eine bessere Schule zu schicken.

Die Schule kann nur am Ort der offiziellen Residenz besucht werden. Um ihrem Nachwuchs die beste Bildung gewähren zu können, umgehen chinesische Eltern das System, indem sie sich in ihrer neuen Stadt eine Wohnung kaufen.

Die horrenden Preise machen dieses Vorhaben beinahe unmöglich. Es erfordert jahrelanges, hartes Sparen. Alternativen gibt es kaum; somit ist ein solches Schicksal kein Einzelfall. In Peking lebt bis zu einem Drittel der Bevölkerung unter diesen Umständen.

Die Regierung interveniert

Die chinesische Regierung versucht, diesen Entwicklungen einen Riegel vorzuschieben. Bis jetzt hatten die erlassenen Gesetze aber eher einen gegenteiligen Effekt. So gibt es etwa Provinzen, in denen man pro Haushalt nur eine Immobilie besitzen darf.
Das sollte den endlosen Aufkauf von Wohnungen als Kapitalanlage verhindern und etwas Luft aus der Blase lassen.

Um das Meiste aus dieser limitierten Anlagesituation zu holen, wird vorzugsweise in Luxusimmobilien investiert. Wenn ich schon nur eine Wohnung haben kann, dann besser eine für 1.000.000 statt für 100.000, oder?
Folglich werden vielerorts fast nur unbezahlbare Edelquartiere gebaut. Bezahlbarer Wohnraum wird durch leerstehende Marmorwüsten ersetzt.

Womit China noch zu kämpfen hat

Wie in so vielen Gegenden der Welt sieht sich auch Chinas Jugend vor verschwindend geringen Berufsmöglichkeiten. Die wenigen Berufe, die es gibt, werden zunehmend härter und zeitintensiver.
Eine Protestbewegung lehnt sich gegen diese harten Bedingungen auf. Der Protest besteht darin, einfach nichts zu tun (“flachliegen”, so der chinesische Name).

In einem Land, welches nach wie vor stark von billigen Arbeitskräften abhängt, eine sehr effektive Form der Rebellion.
Verstärkt wird diese Tendenz durch den brutalen demografischen Wandel in China. Nach Jahren des wirtschaftlichen Wachstums altert die Gruppe der 30- bis 40-jährigen langsam in ihre späteren Jahre hinein. Normalerweise dürften sich Senioren beruhigt niederlassen und ihre verdiente Ruhe genießen.

Doch es sind nicht genügend Kinder da, die in die Rolle der Arbeitstätigen wachsen können. Die Menge an Menschen, die Geld bezieht, wird größer und größer, während die Gruppe von Menschen, die arbeitet, schrumpft – und selbst auch keine Kinder in die Welt setzt, weil sie es sich nicht leisten können.

Wozu das alles führen könnte

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25 % der chinesischen Wirtschaft basiert auf Immobilien.

Wenn das Fass überläuft, gibt es bekanntlich kein Halten mehr. Die Geschichte gibt uns Beispiele der Resultate:
Sobald es in einem autoritären Land zu inneren Unruhen kommt, sucht das Regime einen Feind außerhalb der eigenen Grenzen, um von den Problemen abzulenken (Beispiel: Falkland Krieg).

Für Taiwan könnte es in naher Zukunft brenzlich werden. Und somit für die USA und somit für uns hier.Aber das sind alles nur Spekulationen. Tatsächlich ist die Situation in China ziemlich unübersichtlich und wir können nur hoffen, dass sich hinter dem Nebel der Ungewissheit kein Schloss auf Sand befindet.

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